Es hiess: „Wir fahren um halb vier nachts los Richtung Flughafen.“ Okay, dachte ich, dann stehe ich ca um 2 Uhr auf. Weit gefehlt nachdem ich den ganzen Abend verzweifelt versuchte „Türkisch für Anfänger. Der Film“ herunterzuladen und zu schauen gab ich dann um 23 Uhr auf und ging ins Bett. Als dann mein Handy mich aus dem Schlaf reissen wollte, ignorierte ich es schlichtweg hartnäckig. Bis dann um halb 3 meine Mutter ins Zimmer torkelte und sagte: „Es wäre dann halb drei.“ Ich liess mich zuerst nicht stressen, ging nach unten und machte mir einen Kaffee. Als ich dann aber auf die Uhr sah und mir vorstellte, dass ich noch duschen wollte und noch einiges einpacken sollte, kam doch etwas Eile auf und ich verzichtete auf mein obligates Honigbrötchen und schnappte mir stattdessen ein griechisches Honigjogurt aus dem Kühlschrank. Die Zigarette war viel zu schnell zu Ende und ich stellte mich unter die Dusche, unter der Vermutung, dass es wohl die letzte ausgiebige Dusche der nächsten Woche werden würde. Ich packte noch meinen Laptop ein, den ich ursprünglich nicht mitnehmen wollte. Schliesslich sass ich dann doch pünktlich im Auto und es ging los.
Ich bereitete mich seelisch darauf vor eine Woche auf einem Motorsegler zu verbringen, höchstwahrscheinlich in Gesellschaft von 11 Leuten zwischen 60 und scheintot. Am Flughafen fing die Tickereien meiner Eltern schon an. Wir konnten nicht selbst einchecken und das Checkin, dass zu unserer Fluggesellschaft gehörte, nahm lediglich das Gepäck entgegen. Wir mussten also durch den halben Flughafen Zürich laufen um einchecken zu können. Am Checkin waren zwei Frauen vor uns mit gleichem Namensschild am Koffer. Ich musste den Reiz unterdrücken die Augen zur verdrehen. Die sahen so hochmütig und gewöhnlich aus, das konnte ja was werden.
Danach hiess es denn ganzen Weg zurück. Meine Mutter wollte ums Verrecken noch eins rauchen bevor wir die Sicherheitskontrolle passierten und auch ich freute mich auf eine Zigarette. Aber wir liefen an einem Starbucks vorbei und ich liebe Starbucks, deshalb sagte ich meinen Eltern, ich wollte nur kurz noch einen Kaffe holen und sie sollen schon mal vorgehen. Bis ich jedoch meinen Kaffe hatte, beziehungsweise bis die nette Dame vor mir ihr ganzes Kleingeld herausgekramt hatte, waren sie schon wieder zurück und aus meiner Zigarette wurde nichts.
Im Flieger gings dann weiter. Kurz nach dem Start bekam ich fürchterliche Bauchschmerzen und die Medikamente waren natürlich im Koffer. Ganz toll. Die Stewardess war so nett und brachte mir ein Buscopan, dass ich aus guter Erfahrung kannte. Sie nützten jedoch nichts und ich krümmte mich auf meinem engen Sitz zusammen. Dann kam der Vorschlag von meinem Vater einen Schnaps zu trinken. Ich starrte ihn entgeistert an, doch er bestellte nach kurzem Studieren der Karte einen Appenzeller. Danach döste ich tatsächlich schmerzfrei vor mich hin.
Nach 2.5 Stunden Flug, einer Stunde warten an der Gepäcksausgabe und einer halben Stunde Fahrt zum Hafen von Bodrum, kamen wir aufs Schiff. Und ich hatte natürlich Recht., ich war die Jüngste. Mit Abstand. Der Einzige der ungefähr in meinem Alter war, war der Bootsmann. Er stellte sich mir sogleich mit dem Namen Welli vor, er war keine besondere Schönheit aber ganz okay. Die Crew bestand neben ihm aus einem sympathischen Capitano, der braungebrannt und etwas untersetzt war und einem Koch der sehnig und muskulös war. Meine Mitreisenden waren bunt durchmischt. Zwei Baslerinnen, Mutter und Tochter, ein älterer Mann aus St. Gallen mit seiner deutschsprechenden Frau, zwei alte Schulfreundinnen, und ein ungleiches älteres Ehepaar. Und nicht zu vergessen, Conny die allein reiste. Nach einer kurzen Einführung durch die Reiseführerin hatten wir noch knapp 2 Stunden im Hafen, bevor wir ablegen würden. Ich fragte Conny ob sie mit uns essen wollte, weil ich das Gefühl hatte sie suche Anschluss und weil ich keine grosse Lust hatte, mit meinen Eltern allein unterwegs zu sein. Sie stimmte glücklicherweise zu.
Das Essen war nicht besonders gut und zog sich elendig lang hin. Als wir zum Boot zurückkehrten wartete ein einheimischer Touristenführer auf uns, der uns eine Jeep-Safari schmackhaft machen wollte. Ich war sofort hellauf begeistert, aber da mindestens acht Teilnehmer nötig waren und ausser mir keiner Bock dazu hatte, starb die Idee innert Minuten. Danach legten wir ab. Nach ca. einer Stunde erreichten wir eine traumhafte Bucht wo wir ankerten und schwimmen gehen konnten. Die Crew sprach nicht sonderlich viel, hatte aber immer ein Lächeln auf den Lippen. Das Abendessen war vorzüglich und gesund. Wir kamen ins Gespräch und ich stellte fest, dass meine Mitsegler doch nicht so übel waren wie ich am Anfang befürchtet hatte und schlussendlich wurde es dann doch halb elf bis ich und die zwei Baslerinnen unser intensives Gespräch beeendeten und ins Bett gingen.